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Salz statt Sand: Salzspielplätze sind Indoor-Spielplätze, deren Boden mit Salz bedeckt ist. Außerdem sorgen Generatoren für eine salzhaltige Luft. Der Besuch soll nicht nur Spaß machen, sondern auch gut tun: Anbieter versprechen unter anderem Hilfe bei Atemwegserkrankungen, wie Asthma oder Bronchitis oder Hauterkrankungen, wie Neurodermitis. Ärzte sind allerdings skeptisch.

Wie wirkt ein Besuch auf dem Salzspielplatz auf die Atemwege?

„Ein Besuch von Salzspielplätzen macht aus unserer Sicht medizinisch keinen Sinn. Wir empfehlen das Inhalieren auch nicht mehr zur Genesung oder Vorbeugung von Erkrankungen. Die Salzpartikel sind meist nicht klein genug, um dorthin zu gelangen, wo sie hin sollen“, sagt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen.

„Man braucht wirklich gute Geräte, um feine Partikel zu produzieren“, sagt Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen, Vorsitzender des Berufsverbands für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin Nordrhein. Bei Bronchitis könne das Inhalieren helfen, aber entscheidend sei die Teilchengröße, betont auch der Facharzt. Die salzhaltigen Partikel führen demnach zu einer Schleimverflüssigung. Dadurch könne zäher Schleim leichter abgehustet werden.

Können Salzspielplätze schädlich sein?

Besuche in einem Salzspielplatz seien nicht schädlich für die Kinder, aber man verspreche sich zu viel. „Man macht ein Geschäft mit der genervten Mutter, die ein ständig hustendes Kind um sich hat“, so der Experte. Laut Mülleneisen sorgen die Spielplätze bei Atemwegserkrankungen für keine nachhaltige Verbesserung, sondern wirken nur symptomatisch. Bringen Eltern erkrankte Kinder auf den Salzspielplatz, besteht außerdem Ansteckungsgefahr. Lassen Sie sich am besten von Kinderarzt oder -ärztin beraten, wie Sie Ihrem Kind bei Atemwegserkrankungen am besten helfen.

Helfen Salzspielplätze bei Hautkrankheiten?

Laut dem Kieler Professor für Dermatologie, Dr. Oliver Wiedow, sei eine Behauptung, wie „Diese bewährte Therapie wirkt gegen Allergien, Pilze, HNO-Erkrankungen, Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechten“ nicht haltbar. Sie könne so angewendet noch nicht einmal bei der Schuppenflechte wirken, bei der bislang die besten Wirkungen von konzentrierten Kochsalzlösungen beobachtet worden seien.

„Räume mit Sole zu benebeln ist eine Idee, die man haben kann. Nachweise für eine therapeutische Wirkung kenne ich nicht“, so der Arzt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Ein Aufenthalt auf einem salzbedeckten Boden könne allein schon aufgrund des fehlenden Kontaktes zur erkrankten Haut nicht wirken. Auch was eine vemeintliche Wirkung bei Allergien angeht, sind Ärzte skeptisch „Allergien beruhen auf einem Antigen-Antikörper-Mechanismus. Salz bewirkt hier gar nichts“, so Mülleneisen.

Ist ein Besuch im Salzspielplatz vergleichbar mit einem Aufenthalt am Meer?

„An der See kann man durch die Brandungsluft kleine Salzpartikelchen einatmen, die dann in den feuchten Atemwegen aufquellen. Das führt dazu, dass sich der Schleim verflüssigt und man besser abhusten kann“, erklärt Pneumologe Mülleneisen. In verschiedenen Salzbädern werde versucht, diesen Mechanismus nachzuahmen. „Das kommt aber nicht annähernd an die Qualität der Brandungsluft ran.“ Der Natur gelinge es, besonders feine Salzkristalle zu produzieren, die tief in die Lunge eingeatmet werden können. Auch gute Inhaliergeräte könnten das leisten, so Mülleneisen. Inhaliergeräte kann man als Patient in Apotheken ausleihen oder bei chronischen Erkrankungen auch verordnet bekommen.

Was sagt die Verbraucherzentrale?

„Die angeblichen gesundheitlichen Wirkungen der Inhalation in Salzgrotten sind aufgrund der dünnen Studienlage bisher nicht wissenschaftlich belegt“, sagt Gesa Schölgens, Projektleiterin von „Faktencheck Gesundheitswerbung“ der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das Projekt hat unter anderem einen Anbieter wegen Werbeaussagen wie „Unser Indoor-Salz-Spielplatz lindert die Symptome von Bronchitis, Asthma, Husten, Schnupfen oder starker Verschleimung“ abgemahnt. Diese seien unzulässig. Ein Gericht habe der Verbraucherzentrale recht gegeben, so Schölgens. Das betroffene Unternehmen äußerte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht dazu. Laut der Expertin hatten sich Eltern an die Verbraucherschützer gewandt, die an den Werbeaussagen zweifelten.

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