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Was ist Crystal Meth?

Crystal Meth, oft auch nur Meth oder Crystal genannt, ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den Stoff Methamphetamin. Dabei handelt es sich um eine synthetische Droge, also um eine chemisch hergestellte Substanz, die man rauchen, schnupfen, einnehmen oder spritzen kann.

Die Droge zählt zu den sogenannten Psychostimulanzien, die anregend auf den Organismus wirken. Da Crystal Meth die sogenannte Blut-Hirn-Schranke besonders leicht überwinden kann, flutet die Droge schnell ins Gehirn.

Wie wirkt Crystal Meth?

Crystal Meth sorgt dafür, dass die anregenden Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet werden, was unmittelbar zu einem intensiven Rauscherlebnis führt. „Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Wir Menschen haben eine Kraftreserve für den Fall, dass uns ein Tier angreift, das unser Leben bedroht, damit wir flüchten oder uns verteidigen können“, erklärt Dr. Gernot Rücker, Suchtmediziner und Leiter des Notfallausbildungszentrums der Uniklinik Rostock. „Dann wird im Kopf sozusagen ein Schalter umgelegt, um diese Reserve abzurufen. Dasselbe bewirkt das Crystal Meth.“

In der Folge steigen Herzfrequenz und Blutdruck an. Die Pupillen werden erweitert, die Muskeln angespannt. Konsumenten spüren keine Müdigkeit, keinen Durst oder Hunger. „Das ist, als würde man beim Auto das Gaspedal komplett durchtreten. Macht man das ständig, wird der Motor nicht lange halten“, erklärt Dr. Rücker. „Und genauso ist es im Körper: Im Crystal-Meth-Rausch geht man an seine Reserven. Füllt man diese Speicher nicht wieder auf, drohen bösartige Erschöpfungszustände und körperliche Probleme. Je mehr man einnimmt, desto höher ist die Gefahr.“

Weil Crystal ein starkes Nervengift ist, gibt es keinen risikoarmen Konsum

Warum ist Crystal Meth so gefährlich für den Körper?

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) warnt in einer Broschüre über Methamphetamine: „Es ist hochproblematisch, dass die Substanz dem Körper keine Energie zuführt, ihn jedoch zu Höchstleistung antreibt. So gerät der Organismus unter akuten Stress, der für mehrere Stunden anhält und alle Kraftreserven aufzehrt. Zusätzlich werden Warnsignale wie Durst, Hunger, Müdigkeit oder Schmerz ausgeblendet. Crystal-Konsumenten brechen deshalb manchmal völlig dehydriert, übermüdet oder mit Kreislaufkollaps zusammen.“

Konsumenten von Crystal Meth drohen außerdem psychische Störungen wie Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie Psychosen. Die DHS warnt eindringlich vor den Folgeschäden: „Weil Crystal ein starkes Nervengift ist, gibt es keinen risikoarmen Konsum. Durch eine enzymatische Reaktion greift es auf Dauer die Ausläufer der Nervenzellen an und schädigt dadurch das Gehirn.“

Es gibt Fälle, da ist die Gesundheit bereits nach einem halben Jahr Crystal-Meth-Konsum ruiniert. Und immer wieder kommt es auch zu Todesfällen

Suchtmediziner Rücker sagt: „Es gibt Fälle, da ist die Gesundheit bereits nach einem halben Jahr Crystal-Meth-Konsum ruiniert. Und immer wieder kommt es auch zu Todesfällen.“ Ursache sind Überdosierungen, die lebensbedrohliche Komplikationen wie Blutdruckentgleisungen, Krampfanfälle, Atemdepressionen, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle oder Hirnblutungen auslösen.

Die DHS schreibt dazu: „Sehr viele drogenbedingte Todesfälle in der Partyszene gehen auf Mischkonsum zurück. Weil Methamphetamin so schwer zu dosieren ist, sind Wechselwirkungen besonders wahrscheinlich.“

Wie hoch ist das Suchtrisiko bei Crystal Meth?

Bei Methamphetamin ist das Suchtrisiko höher als bei vielen anderen Drogen. Bereits ein einziger Konsum von wenigen Milligramm Crystal Meth kann manche Menschen abhängig machen. Das sogenannte Craving, also das extrem starke Verlangen, das Suchtmittel zu konsumieren, ist bei Crystal Meth besonders stark. Die DHS schreibt: „Lässt die Konzentration der Substanz im Gehirn nach, können über mehrere Tage hinweg höchst unangenehme Entzugssymptome auftreten.“ Um diese zu vermeiden, wird oft zur nächsten Dosis gegriffen. Ein fataler Teufelskreis.

„Wie alle Drogen muss die Wirkung ein individuelles Bedürfnis befriedigen, um eine Sucht zu erzeugen“, erklärt Hamburger Suchtforscher Sascha Milin vom Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung. Er hat an der S3-Leitlinie Methamphetamin-bezogene Störungen mitgearbeitet.

Suchtforscher Milin erinnert sich an den Fall eines Mittvierzigers, den er im Rahmen einer Studien kennenlernte. „Dieser Mann hatte gemerkt, dass er unter Crystal Meth ganz viel leisten kann. Deshalb hatte er sich vorgenommen: Ich baue jetzt mein Haus, werde beruflich meine Ziele erreichen – und dann höre ich wieder auf.“ Milin traf den Mann in einer Drogenklinik. „Er hatte nichts mehr: keine Familie, kein Haus, keinen Job. In seinem Größenwahn hatte er sich verschuldet und letztlich alles verloren. Er hat Crystal Meth komplett unterschätzt. Und das passiert leider sehr vielen Menschen.“

Wie verbreitet ist der Konsum von Crystal Meth?

Laut DHS ist es bislang unmöglich, die genaue Verbreitung von Methamphetamin in Deutschland zu beziffern. Grund dafür ist unter anderem die schwammige Abgrenzung zu verwandten Substanzen: So wurde Crystal Meth zum Beispiel bis 2017 in offiziellen Statistiken nur zusammen mit Amphetamin erfasst.

Die DHS schätzt aber nach Auswertung der polizeilichen Sicherstellungsstatistik , dass Crystal Meth in den vergangenen Jahren – nach Cannabis und Amphetamin – die am dritthäufigsten konsumierte Droge in Deutschland war. Crystal Meth lag hinter Cannabis und Amphetamin und knapp vor Heroin.

Laut europäischem Drogenbericht von 2022 ging die Verbreitung von Crystal Meth ursprünglich von Tschechien aus. Der Konsum ist in den grenznahen Gebieten immer noch besonders hoch. „Das sind unter anderem Menschen aus dem ländlichen Bereich nahe der tschechischen Grenze. Denn Tschechien gilt seit Jahren als Crystal-Meth-Hochburg“, sagt Suchtforscher Sascha Milin. „Konsumenten sind beispielsweise erschöpfte Eltern, Arbeitende, die im Beruf durchhalten wollen, Menschen mit schweren Traumatisierungen oder Besucher von Sex-Partys.“

Das beobachtete auch Dr. Rücker, der vor Kurzem ein Buch über den Konsum von sogenannten Freizeitdrogen veröffentlicht hat („Rausch“, Mosaik Verlag): „Durch Crystal Meth wird das sexuelle Verlangen gesteigert. Bei manchen Sex-Partys ist es inzwischen sogar schon bei der Eintrittskarte dabei.“

Suchtprobleme? Hilfe für Betroffene und Angehörige

  • Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen bietet ein Suchthilfeverzeichnis, das einem wohnortnahe Beratungsstellen vermittelt.
  • Auch das Deutsche Rote Kreuz bietet bundesweit Suchtberatungen an.
  • Von 8 Uhr bis 24 Uhr ist montags bis sonntags die Sucht & Drogen Hotline der Bundesregierung unter 01806/313031 erreichbar (kostenpflichtig, 0,20 Euro pro Anruf aus dem Festnetz und aus dem Mobilfunknetz)

Wird Crystal Meth fürs Doping im Sport genutzt?

Methamphetamin, ob als Pervitin oder als Crystal Meth, ist seit Langem im Spitzensport als Dopingsubstanz angekommen. „Mittlerweile weiß aber eigentlich jeder Leistungssportler, dass Methamphetamin in Urin- und Bluttests sehr gut nachweisbar ist“, sagt Suchtmediziner Dr. Rücker. „Daher wird Crystal Meth in diesem Bereich auch eher nicht mehr zur Leistungssteigerung eingesetzt.“

Die Wirkung des Crystal Meth bei Athleten wurde schon in den 1950er-Jahren in einer Dissertation beschrieben. „Allerdings wusste man zu diesem Zeitpunkt schon von der gesundheitlichen und auch von der Sucht-Gefahr, die mit dem Konsum von Crystal Meth einhergeht“, sagt Dr. Rücker.

Trotzdem sei die Substanz zunächst wohl im Sport zum Einsatz gekommen. Sicher weiß man es von dem Boxer Jupp Elze. Er starb im Juni 1968 nach 150 Kopftreffern an einer Hirnblutung. Die anschließende Obduktion zeigte, dass er unter anderem mit Methamphetamin gedopt war. Die Substanz hatte sein Schmerzempfinden reduziert. Damit gilt Elze als erster Dopingtoter in Deutschland. Zuletzt hatte der amerikanische Tennisspieler Andre Agassi in seiner Biographie zugegeben, in einem Stimmungs- und Leistungstief kurzzeitig Crystal Meth geschnupft zu haben.

Kritisches Denken ist während des Konsums von Crystal Meth kaum noch möglich

„Das Methamphetamin erhöht umgehend die Leistungsfähigkeit und steigert gleichzeitig die Euphorie, ohne die Aufmerksamkeit negativ zu beeinflussen. Ganz im Gegenteil: Mit Crystal Meth wird die Konzentrationsfähigkeit kurzfristig sogar noch verbessert“, erklärt Dr. Rücker. Viele sagen deshalb, Crystal Meth sei eine Droge für Menschen, die mehr schaffen wollen, als sie können. Mit katastrophalen Folgen. „Die Wirkung auf die Denkvorgänge ist äußerst heftig: Kritisches Denken ist während des Konsums von Crystal Meth kaum noch möglich“, sagt Suchtforscher Sascha Mili. Kennzeichnend sind im Gegenteil ein erhöhtes bis übersteigertes Selbstbewusstsein sowie Zustände, in denen sich die Menschen extrem grandios und allmächtig fühlen.


Quellen:

  • Drogenbeauftragte der Bundesregierung BMG, BÄK, DGPPN: S3-Leitlinie Methamphetamin- bezogene Störungen. online: https://www.dgppn.de/... (Abgerufen am 16.04.2024)
  • Humboldt-Universität zu Berlin Berlin, Dr. Hanno Strang Projektleiter, Antragsteller: Inhaltlicher Schlussbericht gemäß Schnittstellenkonzept zum Vorhaben „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“. online: https://www.bisp.de/... (Abgerufen am 16.04.2024)
  • Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen: 1.826 Männer und Frauen in Deutschland 2021 an illegalen Drogen verstorben - Zahl erneut gestiegen. online: https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/... (Abgerufen am 16.04.2024)
  • DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Die Sucht und ihre Stoffe Eine Informationsreihe über die gebräuchlichsten Drogen und Suchtsubstanzen, Methamphetamin. Was es ist. Was es gefährlich macht. Wie eine Sucht entsteht.. Broschüre online: https://www.dhs.de/... (Abgerufen am 16.04.2024)