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Kurz zusammengefasst

Lungenkrebs ist bei Männern in Deutschland die zweithäufigste Tumorerkrankung, bei Frauen die dritthäufigste. Der wichtigste Auslöser ist das Rauchen. Auch Schadstoffe können Lungenkrebs fördern; bei manchen Menschen ist er erblich bedingt.

Die Behandlung setzt sich zusammen aus Maßnahmen wie Rauchstopp, Operation, Chemotherapie, Bestrahlung und Medikamente in Form von Antikörpern. Welche Therapie genau zum Einsatz kommt, richtet sich nach der Art des Tumors und danach, wie stark er gestreut hat. Von diesen Faktoren hängen auch die Heilungschancen ab.

Was ist Lungenkrebs?

Lungenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung. Der Krebs entwickelt sich meist aus dem Gewebe der unteren Atemwege (Bronchien). Ärztinnen und Ärzte sprechen daher auch vom Bronchialkarzinom. Man unterscheidet in der Medizin zwei Hauptformen:

  • nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom: Diese Form kommt bei circa neun von zehn Menschen mit Lungenkrebs vor und betrifft meist Personen, die rauchen oder geraucht haben. Der englische Begriff lautet non-small cell lung cancer, kurz NSCLC. Das Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom zählen zu den wichtigsten Untergruppen.
  • kleinzelliges Bronchialkarzinom: Diese Form betrifft etwa einen von zehn Lungenkrebs-Patientinnen oder -Patienten. Im Englischen spricht man vom small cell lung cancer oder abgekürzt vom SCLC. Daran erkranken häufig Nichtraucher und Nichtraucherinnen.

Welcher Tumortyp vorliegt, können Ärztinnen und Ärzte durch spezielle Untersuchungen feststellen. Die Diagnostik ist entscheidend, um gezielt eine passende Therapie einzuleiten.

Lungenkrebs wird in vier Stadien eingeteilt

Für die Behandlung ist es außerdem wichtig herauszufinden, in welchem Stadium sich der Krebs befindet. Die Einteilung erfolgt nach dem international gültigen TNM-Schema. Dabei beschreibt:

  • T die Größe des Tumors
  • N das Ausmaß des Lymphknotenbefalls
  • M das Vorhandensein von Absiedlungen (Metastasen)

Entsprechend der Befunde wird der Lungenkrebs in die Stadien I bis IV eingeteilt. Vereinfacht lassen sich diese wie folgt beschreiben:

  • Stadium I – Der Tumor ist örtlich begrenzt und hat nicht gestreut.
  • Stadium II – Der Tumor hat sich in der Lunge ausgebreitet, aber nicht darüber hinaus. Die Lymphknoten können befallen sein.
  • Stadium III – Der Tumor hat sich über die Lunge hinweg im Brustraum ausgebreitet. Die Lymphknoten können befallen sein.
  • Stadium IV – Der Tumor hat in Lymphknoten und Organe wie Leber, Gehirn oder Knochen gestreut und einzelne oder mehrere Metastasen gebildet.

Welche Symptome weisen auf Lungenkrebs hin?

Lungenkrebs ruft in frühen Stadien nur selten Beschwerden hervor. Krankheitszeichen treten häufig erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Kleinere Tumoren werden daher oft zufällig entdeckt, etwa wenn die Lunge aus anderen Gründen geröntgt wird.

Lungenkrebs äußert sich häufig durch Beschwerden wie:

  • chronischer Husten
  • blutiger Auswurf
  • Heiserkeit und Schluckbeschwerden
  • unerklärter Gewichtsverlust

Wichtig: Die Symptome können auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Bestehen zusätzlich Risikofaktoren wie Rauchen, liegt ein Zusammenhang mit Lungenkrebs nahe. Was genau hinter den Beschwerden steckt, lässt sich aber nur durch eine ärztliche Untersuchung feststellen.

Welche Ursachen hat Lungenkrebs?

Tabakrauch ist der größte Risikofaktor für Lungenkrebs: Schätzungen zufolge lassen sich 90 Prozent der Fälle auf das Rauchen zurückführen. Das Risiko zu erkranken steigt, je länger und je mehr ein Mensch geraucht hat.

Weitere Faktoren, die zur Entstehung von Lungenkrebs beitragen, sind:

  • Passivrauchen: Dabei atmet man den Nebenstromrauch ein. Das ist der Anteil, der beim Rauchen über die Atemluft abgegeben wird oder beim Abbrennen der Zigarette entsteht. Dieser Rauch enthält zwar weniger Teer und Nikotin, dafür aber höhere Konzentrationen an krebserregenden Stoffen.
  • radioaktive Strahlung: Das radioaktive Edelgas Radon gilt nach dem Rauchen als wichtigster Auslöser. Radon kommt natürlicherweise in der Erde und im Gestein vor. Das Gas kann vor allem in Kellerräumen und Erdgeschossen erhöhte Konzentrationen erreichen. Je nach geographischer Lage ist die Radonbelastung in Deutschland unterschiedlich groß. Ebenso können Strahlentherapien und häufiges Röntgen des Brustkorbs die Entstehung von Lungenkrebs fördern.
  • Schadstoffe aus Umwelt und am Arbeitsplatz: Dazu zählen etwa Asbestpartikel; Quarzstäube; Arsen-, Chrom- und Nickelverbindungen; Abgase aus Dieselmotoren; Rauch aus Kohle- und Holzöfen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, Lungenkrebs zu bekommen. Das Risiko nimmt ab einem Alter von 40 Jahren langsam, aber stetig zu.
  • Vorerkrankungen: Raucherinnen und Rauchen, die schon einmal an Krebs des Mund-Rachen-Raums erkrankt sind, sind anfälliger für Lungenkrebs. Außerdem erhöhen Erkrankungen wie Tuberkulose, Lungenfibrose oder Asbestose das Risiko, Lungenkrebs zu bekommen.
  • erbliche Faktoren: Bei manchen Menschen liegt Lungenkrebs in der Familie. Hat zum Beispiel ein nicht rauchendes Eltern- oder Geschwisterteil Lungenkrebs, ist das Risiko erhöht, dass man selbst daran erkrankt.

Wie kann man Lungenkrebs vorbeugen?

Nicht zu rauchen ist die beste Maßnahme, um das Risiko für Lungenkrebs zu senken. Ein Rauchstopp lohnt sich zu jeder Zeit, unabhängig davon, wie lang man bereits geraucht hat. Dennoch gilt: Je eher man das Rauchen aufgibt, umso besser. Fällt der Verzicht schwer und hat man mit Rückfällen zu kämpfen, kann eine Raucherentwöhnung helfen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu den Möglichkeiten beraten.

Darüber hinaus sorgen gesetzliche Verbote und Vorschriften zum Arbeits- und Strahlenschutz dafür, das Lungenkrebs-Risiko zu minimieren. Dazu gehören etwa ein Rauchverbot an bestimmten Orten oder Schutzmaßnahmen bei medizinischen Untersuchungen, die mit einer Strahlenbelastung verbunden sind. Zudem gilt seit Mitte der 1990er Jahre das Verbot, Asbest zu verbauen. Um die Gefahr von Radon in Innenräumen zu verringern, sind Sanierungen notwendig. Das Bundesamt für Strahlenschutz etwa informiert dazu, wie man sich vor Radon schützen kann.

Gibt es Möglichkeiten, Lungenkrebs frühzeitig zu erkennen?

Je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, umso besser stehen die Heilungschancen. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass eine Lungenkrebs-Früherkennung dazu beiträgt, das Sterberisiko zu senken. Es ist geplant, ein entsprechendes Vorsorgeprogramm (Screening) in Deutschland einzuführen.

Wie wird Lungenkrebs diagnostiziert?

Besteht ein begründeter Verdacht auf Lungenkrebs, leiten Ärztinnen und Ärzte eine Reihe von Untersuchungen ein – mit dem Ziel, den Verdacht zu bestätigen oder auszuräumen.

Zu den Basis-Maßnahmen zählt die körperliche Untersuchung, die Blutabnahme und das Röntgen der Lunge: Röntgenbilder dienen dazu, etwaige Tumoren sowie deren ungefähre Lage und Größe zu entdecken. Überdies lassen sich damit andere Lungenerkrankungen feststellen.

Je nach Befund kommen weitere Diagnosemethoden zum Einsatz. Diese dienen dazu, den Tumortyp und die Tumorausbreitung genau zu bestimmen. Denn danach richtet sich die Form der Therapie.

Beispiele möglicher Untersuchungen sind:

  • Lungenspiegelung: auch Bronchoskopie genannt. Dabei wird ein Endoskop über die Luftröhre in die Lunge eingeführt. Das ist ein flexibler Schlauch oder seltener eine starre Röhre mit einer Lichtquelle und einer Kamera. Diese Methode erlaubt es, die tiefergelegenen Bronchien von innen zu betrachten.
  • Biopsie per Lungenspiegelung: Bei der Bronchoskopie werden gezielt Gewebeproben entnommen, um den Tumortyp zu ermitteln. Dafür schauen sich Ärztinnen und Ärzte das Gewebe unter dem Mikroskop an und bestimmen zusätzlich bekannte Biomarker. Das sind biologische Merkmale, die man typischerweise in Lungenkrebsgewebe findet.
  • Mediastinoskopie: Das ist eine endoskopische Spiegelung des zwischen den Lungen gelegenen Mittelfellraums (Mediastinum) und der dort sitzenden Lymphknoten. Sie wird bei Bedarf zu Biopsie-Zwecken unter Vollnarkose eingesetzt.
  • Computertomografie: Mit der CT lassen sich die genaue Lage und örtliche Ausbreitung des Tumors bestimmen. Zudem ermöglicht sie es, in anderen Organen nach Absiedlungen (Metastasen) zu suchen, beispielsweise im Bauchraum oder Schädel.
  • Magnetresonanztomografie: Die MRT kommt ebenfalls zur Metastasen-Diagnostik zum Einsatz. In bestimmten Geweben oder Organen wie dem Gehirn ist eine MRT zum Nachweis von Metastasen besser geeignet als eine CT.
  • Positronen-Emissions-Tomografie: Die PET ermöglicht es, die Stoffwechselaktivität verschiedener Gewebe sichtbar zu machen und so Metastasen auf die Spur zu kommen. Denn in Tumoren ist der Stoffwechsel meist höher als in gesundem Gewebe. Die PET wird oft mit einer Computertomografie kombiniert (PET/CT).
  • Sonografie: Mit der Ultraschalluntersuchung lässt sich zum Beispiel festzustellen, ob der Lungenkrebs zu Metastasen in der Leber geführt hat.
  • Knochenszintigrafie: auch Skelettszintigrafie genannt. Damit kann man Metastasen im Skelett entdecken.

Wie wird Lungenkrebs behandelt?

Die Behandlung von Lungenkrebs stützt sich vor allem auf die Operation, die Chemotherapie, die Bestrahlung und zielgerichtete Therapien – oft in Kombination. Welche Therapie genau zum Einsatz kommt, hängt von der Art des Tumors und dem Erkrankungsstadium ab.

Ein wichtiger Behandlungsbaustein ist außerdem der Rauchverzicht. Damit lässt sich das Risiko für Komplikationen und ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv) nach der OP senken. Unter bestimmten Umständen wirkt sich der Rauchverzicht auch positiv auf den Erfolg einer Chemo oder Bestrahlung aus – und verbessert so die Prognose.

Die Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

  • Operation: Je nachdem, wie stark sich der Krebs ausgebreitet hat, werden entweder nur Teile eines Lungenlappens entfernt, der gesamte Lungenlappen oder neben dem Lappen auch ein Teil des Hauptbronchus – also dem Abzweig der Luftröhre in die Lunge.
  • Chemotherapie: Bei der Chemo werden Substanzen eingesetzt, die das Wachstum von Krebszellen hemmen. Solche Zytostatika wirken allerdings auch auf gesunde Zellen, die sich stark teilen, wie im Haar oder im Darm.
  • Strahlentherapie: Bei der Bestrahlung werden ionisierende Strahlen verabreicht, die das Erbgut der Tumorzellen schädigen. In der Folge können sich die Zellen nicht mehr teilen und sterben ab. Die Therapie wird so durchgeführt, dass möglichst wenig gesundes Gewebe Schaden nimmt.
  • endoluminale Brachytherapie: Neben der üblichen Bestrahlung von außen gibt es die Möglichkeit, die Lunge von innen zu bestrahlen. Diese kommt infrage, wenn Luftnot-Gefahr besteht, weil der Tumor die Atemwege stark einengt.
  • zielgerichtete Therapien: Medikamente in Form von Antikörpern helfen, den Krebs gezielter anzugreifen. Es gibt Wirkstoffe, die das Krebswachstum unterbinden (Tyrosinkinase-Hemmer), die Neubildung von Blutgefäßen im Tumor bremsen (Angiogenese-Hemmer) oder bestimmte Schalter im Immunsystem blockieren (Immun-Checkpoint-Hemmer).
  • symptomorientierte Therapie: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um tumorbedingte Schmerzen zu lindern. Weitere häufige Symptome, die sich behandeln lassen, sind Schwäche, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Atemnot.
  • palliative Therapie: Bei nicht heilbaren Krebserkrankungen besteht das Behandlungsziel darin, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen, etwaige Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
  • psychologische Unterstützung: Eine psychoonkologische Beratung kann helfen, besser mit der Diagnose Krebs umgehen zu lernen und das seelische Gleichgewicht in Zeiten starker emotionaler Belastung wiederzufinden.

Wie es nach der Therapie weitergeht

An die eigentliche Krebsbehandlung schließen sich dann weitere medizinische Maßnahmen an:

  • Rehabilitation: Eine Reha unterstützt den Patienten oder die Patientin dabei, in den beruflichen und familiären Alltag zurückzukehren. Man kann die Reha ambulant oder in einem spezialisierten Zentrum machen. Wer am Arbeitsplatz Stoffen ausgesetzt ist, die als Lungenkrebs-Auslöser gelten, sollte mit dem Arzt oder der Ärztin über eine Anerkennung als Berufskrankheit sprechen.
  • Nachuntersuchungen: Sie dienen dazu, ein erneutes Auftreten der Krankheit möglichst frühzeitig zu erkennen. Die Ärztin oder der Arzt erstellt zusammen mit dem Patienten oder der Patientin einen individuellen Nachsorgeplan.

Ist Lungenkrebs heilbar?

Wie gut sich Lungenkrebs bekämpfen lässt, hängt vom Tumortyp ab und davon, ob und wie stark der Krebs bereits im Körper gestreut hat. Auch das Alter der Patientin oder des Patienten spielt eine Rolle.

Von den Frauen mit der Diagnose Lungenkrebs leben fünf Jahre später noch etwa 25 Prozent. Bei den Männern sind es 19 Prozent.

Die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu sterben, ist entsprechend hoch: Im Jahr 2020 erkrankten in Deutschland circa 34.100 Männer und 22.590 Frauen neu an Lungenkrebs. Im selben Jahr sind 27.751 Männer und 17.066 Frauen mit der Diagnose Lungenkrebs infolge der Erkrankung gestorben.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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Quellen:

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  • Thomas KW, Gould MK, Naeger D: Overview of the initial evaluation, diagnosis, and staging of patients with suspected lung cancer. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 16.04.2024)
  • Thomas KW: Patient education: Lung cancer risks, symptoms, and diagnosis (Beyond the Basics). Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 16.04.2024)
  • Thomas KW, Gould MK: Tumor, node, metastasis (TNM) staging system for lung cancer. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 16.04.2024)
  • S3-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Stiftung Deutsche Krebshilfe (DKH): Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms. Leitlinie: 2024. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/... (Abgerufen am 16.04.2024)